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Kristallkugel kommt in Mode

Sinnbild des deutschen Abstiegs: Auch Bahn schätzt Fahrpläne nur noch

Politik
Bild: Andre_de, CC BY-SA 4.0, Wikimedia Commons

Früher in den Jahrhunderten der Prä-Internet-Ära gab es Kursbücher und gedruckte Fahrpläne für die Eisenbahn - und auf diese konnte man sich sogar in der Regel verlassen. Pünktlich mit der Bahn von A nach B zu kommen, war die Regel, heutzutage ist es aber eher die Ausnahme. So erklärte nun dieser Tage auch ein Aufsichtsratsmitglied der Bahn: "Fahrpläne werden nicht mehr gerechnet, sondern nur noch geschätzt." Der Zustand der Bahn ist dabei aber nur ein Spiegelbild gesamtdeutscher Zustände.

Zwischen Poker & Taschenspielertricks

Vergleicht man die Ampelregierung und die deutsche Bahn, zeigen sich erstaunliche Parallelen. So setzt die Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP bei ihrer Haushaltsplanung mehr auf das Prinzip Hoffnung, als auf reale wirtschaftliche und kaufmännische Gegebenheiten. Da pokert man im wahrsten Sinne des Wortes. Und ohne auch annähernd ein brauchbares Blatt in den Händen zu haben, hofft man darauf, dass die Wirtschaftslage sich verbessert oder das die Zahl der Bürgergeldempfänger weniger wird.

Man setzt daher auf Taschenspielertricke - und wenn diese vielen "Wenns" und Erwartungen nicht eintreffen, hat man ein ein Problem. Ähnliches zeigt sich bei der deutschen Bahn. Fahrpläne existieren offenbar nicht mehr, es regiert ebenso das Prinzip Hoffnung und Kristallkugel. Oder um beim Jargon des gesitteten Glücks- & Geschicklichkeitsspiels deutscher Kneipen zu bleiben: Man könnte sie offenbar genauso gut würfeln. 

Schätze man den Fahrplan

In der Süddeutschen Zeitung erklärt ein Aufsichtsratsmitglied der Bahn, wie es derzeit funktioniert. Unverhohlen: "Fahrpläne werden nicht mehr gerechnet, sondern nur noch geschätzt." Und dies führe zu massiven Problemen und zu einem Kontrollverlust der Bahn, die noch bis vor kurzem mit "mehr Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit" warb und sich als Alternative zum Auto positionieren wollte.

Mittlerweile wirbt man für mehr Achtung und Respekt - wohlklingende und derzeit gefragte Allerweltsfloskeln - den eigentlichen Unternehmenszweck der pünktlichen und zuverlässigen Beförderung scheint man abgeschrieben zu haben. Die chronischen Verspätungen und Zugausfälle - es kann zwar immer etwa passieren, aber die Häufigkeit ist systembedingt - ist inzwischen die beste Werbung für den individuellen Personenverkehr per Auto geworden, auch wenn es die Grünen nicht gern hören.

Während der jüngsten Fußball-EM, als Fans teilweise ihre Spiele verpassten oder zumindest mit wahren Odysseen mit Ersatzverkehren der Marke "Mit der Kirche ums Dorf", gestrichenen Verbindungen & massiven Verspätungen drangsaliert wurden, hatte man dabei sogar die Gelegenheit, das Vorurteil der "deutschen Pünktlichkeit", die sich in der Vorstellung anderer Länder vor allem im Zugsverkehr manifestiert, ein für alle mal auf dem ganzen Kontinent auszuräumen... 

Kaputtgespart und marode

Grund ist einmal mehr der traurige Zustand der Infrastruktur in Deutschland. Nebenstrecken wurden dicht gemacht, womit es an Ausweichrouten mangelt und der Rest des Schienennetzes wurde in den vergangenen Jahrzehnten mangelhaft gewartet, wodurch es jetzt, zu vermehrten Langsamfahrstellen komme. "In einer Größenordnung dazu, die man bisher nicht kannte", heißt es aus dem Aufsichtsrat. Fazit: Der Zustand des Schienennetzwerkes und der Stellwerke etc. ist katastrophal.

"Deutschland hat heute die älteste Stellwerkslandschaft in Westeuropa", so Philipp Nagl, Vorstandschef der DB InfraGO. Die Regierung hingegen steckt Geld in Radwege in Lima, statt im eigenen Vorgarten für Ordnung zu sorgen. Im Focus kamen nun auch Zugbegleiter und Lokführer zu Wort, die mit der Bahnpolitik teilweise hart abrechneten. Das gesamte Netz sei inzwischen marode, heißt es und abschließend: "Die Hauptverursacher sitzen da mit gefüllten Taschen."

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