Bezahlte Anzeige
Schmierenkomödie in Brandenburg

CDUler spielte in Schule AfD-Kandidat: Demokratie-Simulation wohl ohne Folgen...

Politik
Bild: Notebooktoeter, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons

Es gibt Dinge, die sollte man eigentlich kaum für möglich halten, weil sie schon selbst für Satire zu abgefahren sind und sie ohnehin niemand für glaubhaft halten würde. In Deutschland scheint es aber nichts mehr unmöglich zu sein. In einer Schule in Brandenburg spielte während einer Gesprächsrunde mit Politikern ein Sozialarbeiter mit CDU-Hintergrund einen AfD-Kandidaten. Und niemand findet etwas dabei.

Absurde Rollenspiele

In Wahlkampfzeiten tauchen auch Politiker immer wieder zu Diskussionsrunden in Schulen auf. Dies ist auch vor der Landtagswahl in Brandenburg nicht anders. Aber bei einer Gesprächsrunde in einer Schule in Wittenberg wurde es geradezu skurril. Denn am Marie-Curie-Gymnasium in Wittenberge (Prignitz) sollten Schüler mit den Direktkandidaten debattieren.

Allerdings hatte die Veranstalter, also die Schulleitung und der Arbeitskreis der Stadt- und Kreisjugendringe in politisch korrekter Form den Kandidaten für die AfD nicht eingeladen. Wer nun allerdings glaubt, dessen Stuhl blieb leer, irrt. Die Rolle des AfDlers wurde von einem Sozialarbeiter eingenommen.

Demokratiesimulation der "Guten"

Bei dem sogenannten "Politik-Speed-Dating" für Schüler der 11. und 12. Jahrgangsstufe - in Brandenburg kann ohnehin ab 16 Jahren gewählt werden - nahmen Vertreter sechs verschiedener Parteien von SPD, CDU, Grüne, FDP, Linke und Listenvereinigung Plus teil.

Für den nichtgeladenen AfD-Kandidaten übernahm es laut Stiftung Sozialpädagogisches Institut (SPI), wie Medien berichten, Martin Hampel, vom Jugendbildungsprojekt "F.A.N. Berlin-Brandenburg - Für Demokratie, Recht und Freiheit" aus dem AfD-Wahlprogramm vorzulesen.

Hampel trat nach Medienangaben im Juli für die CDU als Bürgermeisterkandidat im brandenburgischen Lebus an. Was diese skurille Theateraufführung mit "Lesung" mit einer politischen Diskussionsrunde zu tun haben soll, dürfte wohl nur den wenigsten eingehen.

Parteien eh austauschbar

Zwar sind die sogenannten "demokratischen" Altpartien von Union, SPD, über Grüne, FDP und mittlerweile zählt ja auch die SED-Nachfolgepartei "die Linke" zu diesem Spektrum, inhaltlich austauschbar und beliebig ersetzbar, zwischen sie passt kein Blatt Papier. Selbst die Unterschiede zwischen der vermeintlich konservativen Union und den Grünen sind marginal und nur mit der Lupe zu erkennen, da könnte man die Kandidaten tatsächlich reihum durchtauschen und niemanden würde es auffallen.

Dass man aber den AfD-Kandidaten durch einen - vermutlich - schlecht schauspielernden CDU-Sozialarbeiter ersetzt und vor Schülern "lesen" lässt, dies wäre vermutlich nicht einmal in der DDR jemandem eingefallen. Wollte man den Schülern "Meinungsfreiheit" und "Demokratie" mit dieser Farce einer Laientheatergroteske vorgaukeln oder sollte es gar eine offene Anti-AfD-Veranstaltung werden?

Billige Schmierenkomödie

Denn einen CDU-Sozialarbeiter als AfD-Komparsen auftreten lassen, ist vermutlich so, als würde man ein Opel-Autohaus darum ersuchen möglichst viele Volkswagen zu verkaufen oder einen eingefleischten Rapid-Wien-Fan darum bitten, Werbung für die Austria Wien zu machen und zu erklären, wieso die Hütteldorfer einfach die bessere Mannschaft sind - Marken oder Vereine kann man bei diesem Vergleich beliebig austauschen.

Der Schulleiter des Gymnasiums Andreas Giske, der diese Farce mitzuverantworten hat, erklärt in einer Stellungnahme: "Keine Partei und keine Politiker haben einen Anspruch darauf, mit Schülerinnen und Schülern im Unterricht diskutieren zu können. Aus der Verpflichtung zur Ausgewogenheit lässt sich auch kein Anspruch ableiten, dass alle Parteien vertreten sein müssten."

Zudem so heißt es weiter, sei "unser Ziel ...  unsere Schülerinnen und Schüler dabei zu unterstützen, ein demokratisches Bewusstsein zu entwickeln und gesellschaftliche und politische Entwicklung mit wachem Geist kritisch zu hinterfragen." Nach dieser Schmierenkomödie dürfte es tatsächlich wohl einige kritische Fragen geben.

Alles in Ordnung, bitte weitergehen...

Wie der Direktor, so haben auch die Jugendringe nichts an dem Vorgehen auszusetzen. Und auch die üblichen Verdächtigen und Vereine, wie etwa "Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage" reiten zur Verteidigung aus. Die Organisatoren der Veranstaltung erklärten sogar: "Die Parteizugehörigkeit von Martin Hampel trat in der Veranstaltung hinter seiner Profession als Sozialarbeiter zurück. Vielmehr kam er in jeder Situation seinem pädagogischen Auftrag nach."

Man attestiert sich also, ähnlich wie der ÖRR selbst, eine Neutralität, die man allen anderen von vornherein immer grundsätzlich abspricht. Zwar reichte die AfD eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Schulleiter ein und auch eine Sondersitzung des brandurgischen Bildungsausschusses fand auf betreiben der AfD statt, doch was dabei insgesamt herauskommt, kann man sich ohne viel Phantasie ausmalen.

Der AfD-Landtagsabgeordnete Dennis Hohloch nannte das Vorgehen rund um die Veranstaltung moralisch verwerflich: "Es hat den Anschein, dass kurz vor der Landtagswahl hier eine einseitige Indoktrination der Schüler stattfinden sollte". Er finde es "moralisch extrem verwerflich, jungen Leuten, die mit 16 wählen dürfen, eine komplette freie Meinungsbildung vorzuenthalten", so der AfD-Bildungssprecher.

+++ Folgt uns auf Telegram: t.me/DerStatus & auf Twitter/X: @derStatus_at +++

Dir gefällt unsere Arbeit? Unterstütze uns jetzt mit deiner Spende, damit wir weiterhin berichten können!

Kontoinhaber: JJMB Media GmbH
IBAN: AT03 1500 0043 9102 6418
BIC: OBKLAT2L
Verwendungszweck: Spende

Weitere Artikel, die Sie interessieren könnten